Unsere Autorin erzählt vom Ringen nach Aufmerksamkeit als Sandwichkind, dem Gefühl, nie ganz dazuzugehören – und warum Übertreiben oft der einzige Weg ist, sichtbar zu bleiben.
3 weeks Ago
Unsere Autorin erzählt vom Ringen nach Aufmerksamkeit als Sandwichkind, dem Gefühl, nie ganz dazuzugehören – und warum Übertreiben oft der einzige Weg ist, sichtbar zu bleiben. Wir schreiben das Jahr 1987. Plastik wird nicht recycelt, sondern gefeiert.
Tupperware-Partys und Batikmuster erschüttern die Welt, Thomas Gottschalk erobert die Herzen und «Dirty Dancing» die Kinos. Nirvana wird gegründet, die Wegwerfkamera erfunden und das Schulterpolster entfernt. Steffi Graf ist die Nummer eins, und als wäre das alles nicht schon aufregend genug, wird irgendwo in der kleinen Schweiz – im Zürcher Unterland, um genau zu sein – ein Mädchen geboren.
Eines mit wenig Haaren und speckigen Wangen. Das Baby spürt vom ersten Atemzug an, dass es dazu berufen ist, etwas Besonderes zu sein. Wenige Tage später, im gestrickten Overall, schwebt es auf dem stolzen Arm der jungen Mutter wichtig durch die Tür.
Und blickt in zwei rotzverschmierte Gesichter auf unbeholfenen Körpern, unter Haaren, die dichter wachsen als die eigenen. Die klebrigen Hände im Gesicht, realisiert das arme Kind, dass hier bereits zwei andere sind. In einem einzigen Moment wird seine Wichtigkeit durch drei geteilt.
Es ist nicht auserkoren, sondern hineingeboren in eine unveränderliche Hierarchie. Dass besonders sein schwierig werden könnte, dessen wird sich das kleine Mädchen schnell bewusst. Zum Glück ahnt es noch nicht, dass sie erst die Dritte von vieren ist.
Wenn schon die Mitte.
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